Löffelgarde Session 2014/2015           Foto: Foto Klotz/Pia Weber

Obere Reihe v.l.n.r.:
Jerome Rauen (Feldwebel), Thomas Ringeisen (Feldwebel), Dirk Schütz( Feldwebel), Dirk Matheis (Hauptfeldwebel), Marc Ritterböck ( Adjutant)
Untere Reihe v.l.n.r.:
Jan Wilhelm (Hauptfeldwebel, Schatzmeister), Markus Biehl ( General), Michael Drum ( Feldwebel), Moritz Meyer ( Gefreiter)

Nicht im Bild Fabio Governali ( Hauptfeldwebel, Waffenmeister)

Herzlich Willkommen auf unserer Hompage

 

Die Löffelgarde - in Ottweiler war stationiert eine aus dem 11. und 111. Regiment bestehenden Brigade - rekrutierte sich aus den jungen Leuten der Stadt (im Jahre 1895, auch später, waren es Mitglieder des Turnvereins und des Waffenbrüdervereins, ansonsten wurden sie durch Zeitungsanzeigen und ,,Agenten“ geworben).

Die Löffelgardisten wurden früher in der Woche vor Fastnacht auf der Kegelbahn des Pavillon gemustert und eingekleidet. Die Löffelgardisten alter Art hatten nicht so vornehme Monturen wie die heutigen. Der Waffenrock bestand aus einem schwarzen Gehrock, dessen Vorderteile nach innen eingeschlagen wurden. Kragen und Revers waren mit Goldtressen eingefasst. Darunter wurde eine einfache rote Brust getragen. Eine weiße Hose, Gamaschen und ein Pappdeckel-Tschako, der auf der Vorderseite mit zwei gekreuzten Löffelchen geschmückt war, vervollständigten die Montur. Als Waffe trug der Löffelgardist ein Holzgewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr, auf das ein Fastnachtküchelchen - in Ottweiler besser bekannt unter dem Namen ,,Schneiderläppchen“ - aufgespießt war. Die Löffelgarde hatte die Aufgabe, den Prinzen Karneval und seine närrischen Untertanen zu schützen, darüber hinaus die militärische Macht des Prinzen bei Umzügen und ähnlichen Veranstaltungen zu repräsentieren.

Sie holte - so war es früher - seine närrische Hoheit, wenn sie am Fastnachtsamstag um 20.11 Uhr mit einem Sonderzug eintraf, am Bahnhof ab und geleitete sie in die Blieshalla. Am anderen Morgen, in der Frühe des Fastnachtssonntags, wurde Reveille geblasen und die Gardisten eilten zum Dienst. Dieser vollzog sich am Fastnachtsonntag des Jahres 1914 - nach einem Bericht im Protokollbuch - wie folgt:

,,Vormittags 11 Uhr bezog die Wache das Wachlokal auf dem Schlossplatz in der Barbarossaburg und stellte ihre Posten auf Die Mannschaften, lauter frisch ausgehobene junge Narren, machten in den frisch gewaschenen weißen Unaussprechlichen und der übrigen renovierten Equiepierung einen sehr guten Eindruck; drei junge Gardisten, die es teilweise schon auf eine Länge von einem Meter gebracht hatten, marschierten mit der Kolonne und schienen vielversprechende Regimentskinder zu sein.

Nachmittags zwei Uhr rückte das Regiment mit seiner ganzen Stärke auf denSchlossplatz. Musik, Trommler und Pfeifer zogen voraus; der Stab mit der Regimentsfahne sowie die attachierten Offiziere folgten, und die Mannschaften in voller Ausrüstung schlossen sich an. Es entrollte sich bei der Aufstellung ein glänzendes militärisches Bild. Der Oberstkommandierende,

Freiherr von Ranaidini ( Heinrich Rennwald), war herrlich beritten; ebenso die fremdländischen

Offiziere. Nach einigem Warten, lebhafte Bewegung unter den zahlreichen Zuschauern. ,,Stillgestanden!“ ertönte der Kommandoruf Reiter jagten herbei,unter ihnen ein fremder Berichterstatter, Jean P. lyrung aus dem fernen Ostertal.

Dann nahte sich der Prinz. Feurige Rappen führten ihn herbei in schnellster Fahrt. Gut und wohlgenährt sah er aus; herrlich kleidete ihn der moderne lila Zylinderhut, und von Würde redete der große goldene Stern auf seiner Heldenbrust. Se. Hoheit verließ den Wagen, nahm Meldung entgegen, besichtigte das Regiment, nachdem er die Offiziere begrüßt hatte, und ließ dann durch seinen geheimen Kriegssekretär die Gnadenakte, bestehend in Auszeichnungen und Beförderungen, verlesen. Unter anderem kam zur Verlesung, dass der bisherige Ökonomierat und Fürstliche Unkrautvertilgungsinspektor, Otto von Distelkamp (Otto Reinshagen), neben einer gespendeten Auszeichnung zum geheimen Landwirtschaftsminister ernannt worden sei.

Nach Beendigung des Staatsaktes wollte sich seine Hoheit eben entfernen, als zwei als Rastelbinder verkleidete Nihilisten auf den Plan traten, die Gruppe umschlichen, in der sich Seine Närrische Hoheit befand, und mehrere Revolverschüsse auf Höchstdieselbe abgaben. Die Attentäter verfehlten in der Aufregung ihr Ziel und ergriffen die Flucht, wurden aber von den sie verfolgenden Gardisten bald eingeholt und in sicheren Gewahrsam gebracht.

Nach ausgeführtem Parademarsch zog die Truppe auf Umwegen in das Biwak ab, das am Felsenkeller, an Tirentischeuer, aufgeschlagen ward. Im Angesicht zahlreichen Publikums entwickelte sich hier ein sehr angeregtes Lagerleben. Da der erwartete Feind wegen plötzlich eingetretenem Datterich den Vormarsch nicht fortsetzte und ein kriegerischer Zusammenstoß nicht zu erwarten war, rückten unsere tapferen Löffelgardisten nach Beendigung einer interessanten Felddienstübung mit Schießerei gegen Abend nach einem tatenreichen Tage unter klingendem Spiel wieder in ihre Quartiere, um auf den errungenen Lorbeeren auszuruhen.“

Und wenn man frühere und spätere Berichte nachliest, dann kann man feststellen, dass es in den Jahren vorher und nachher genauso war wie an Fastnachtsonntag 1914, und bis auf den heutigen Tag hat Ottweiler an Fastnacht seine Löffelgarde - nur die Gardisten, Hauptleute, Generäle und Hoheiten haben gewechselt.